Viel wird derzeit gerade in den Gemeinden zwischen Linz, Pregarten und Mauthausen über die Zukunft des Verkehrs gesprochen.
Zwei Großprojekte, die Engerwitzdorf unmittelbar betreffen sind in einer frühen Untersuchungsphase. Es gibt einige Gemeinsamkeiten zwischen der Regiotram und der Ostumfahrung. Es sind die selben Abteilungen der Landesregierung damit befasst, es gibt einen ähnlich langfristigen Planungszeitraum und die Planungsphasen folgen dem selben Schema.
Bei genauerer Betrachtung überwiegen aber die Unterschiede. Die Idee hinter der Ostumfahrung scheint unverändert dem verkehrspolitischen Stand der 1960er Jahren entsprungen zu sein: mehr Straßen bedeuteten damals automatisch mehr Wohlstand und mehr Wirtschaftsleistung.
Dagegen liegt der Regiotram eine gänzlich andere Idee zugrunde: Menschen sollen die Möglichkeit haben, bequem, günstig und umweltfreundlich zur Arbeit, zum Einkaufen oder in den Nachbarort zu kommen. Auch wenn es Pläne für eine Schienenverbindung in der Region schon viele Jahrzehnte gibt, ist dieser Weg, den Pendlern eine Alternative zum Stau anzubieten nicht altmodisch sondern zukunftsorientiert. Seit Jahren wissen wir, dass fossiler Treibstoff immer knapper und damit teurer wird. Um die Mobilität aller Menschen langfristig sicherzustellen, wird es nicht reichen nur auf Autos zu setzen.
Eine Schienenverbindung von Linz über Treffling, Schweinbach und Gallneukirchen nach Pregarten würde der ganzen Region sowohl als Wohn- als auch als Wirtschaftsstandort zusätzliche Attraktivität verleihen. Eine weitere Autobahn würde eine laute und stinkende Schneise durch die Landschaft schlagen, vor der sich das Leben durch Wände schützen müsste und die große Bereiche weniger lebenswert machen würde.
Mit dem Bau zusätzlicher hochrangiger Straßen werden die Augen vor dem sich deutlich abzeichnenden Umbruch der individuellen Mobilität verschlossen. Die aktuellsten Verkehrszählungen (Die Grafik und die verwendeten Zahlen sind aus den Unterlagen der 1. Regionskonferenz, die auf der Webseite des Landes OÖ veröffentlicht sind. Eine Zusammenfassung ist in dem PDF ab Seite 37) zeigen ganz deutlich, dass der Verkehr von und nach Linz fast ausschließlich sogenannter Ziel- und Quellverkehr ist. Also zum Beispiel Pendler- oder Warenverkehr, der nach Linz will oder von dort kommt. Nur ein kleiner Teil ist tatsächlich Transitverkehr, und davon wiederum fährt nur ein sehr geringer Teil südlich von Linz Richtung Osten weiter. Es würden also nur wenige Verkehrsteilnehmer von einer Ostumfahrung profitieren.
Anstatt aber darüber nachzudenken, ob das nicht ein sehr teurer Schildbürgerstreich wird, und ob man mit dem Geld nicht die Verkehrssituation in Linz und Umgebung wirklich verbessern könnte, wird stur Geld in Prestigeprojekte wie „Westring“ oder Ostumfahrung gesteckt.
Wenn sich Politiker mit Straßengroßprojekten ein Denkmal setzen wollen, könnte das am Ende zu einem Denkmal ihrer Kurzsichtigkeit werden.
(Dieser Kommentar ist auch in Brennessel 4/2012 der Grünen Engerwitzdorf erschienen)